Entrepreneurship Summit 2022: Krise und Veränderung

Wie schon 2021 gibt es beim Entrepreneurship Summit 2022 neben dem Online-Part das vertraute analoge Event. Nach zweieinhalb Jahren Pandemie eine willkommene Abwechslung. Es ist schön, Menschen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen. Und doch fühlt sich der Summit dieses Jahr, das unter dem Motto „The Berlin Way of Entrepreneurship“ steht, irgendwie anders an.

 

 

Ob es Corona ist, weswegen einige Menschen lieber online den Entrepreneurship Summit 2022 (Motto: „The Berlin Way of Entrepreneurship“, #eship22) verfolgen? Oder die Inflation, die den Spirit und Drive dämpfen? Auf jeden Fall führen ein paar Momente dazu, dass der erste Tag des „analogen“ Summit etwas ruckelt und rumpelt (Aufgrund familiärer Verpflichtungen konnte ich dieses Mal nur am Samstag teilnehmen):

Blick vom Treppengelände beim Entrepreneurship Summit 2022

Blick vom Treppengelände beim Entrepreneurship Summit 2022

  • Der Vortrag von Hermann-Josef Tenhagen (Finanztip) mit dem monothematischen Fokus auf Autoversicherungen trifft so gar nicht den Nerv der Zuschauer, die zwischendurch reihenweise das „Audimax“ verlassen. Auch zum anschließenden Dialog zur Keynote findet sich nur eine gute Handvoll Interessierte im Hauptraum ein, obwohl Tenhagen und seine inhaltlichen Anstöße ansonsten beim Publikum sehr geschätzt werden.
  • Auf der Galerie, einem offenen Raum oberhalb der Garderobe, ist der Lärmpegel ziemlich hoch, sodass die Teilnehmer Schwierigkeiten haben, dem Workshop und Input durch die Impulsgeber zu folgen.
  • Ein großer Teil der Foodtrucks, die zur Mittagspause auf dem Außengelände für die kulinarische Verpflegung sorgen sollen, erscheint nicht – laut Veranstalter, ohne, dass die Betreiber vorher darüber informiert haben. Und so springt das Stiftungsteam kurzfristig ein und organisiert ein aufwendiges und kostenloses Büffet für alle.

Positive Energie und tatkräftiges Unterstützen

Sketchnotes zu den ersten Vorträgen im Audimax

Sketchnotes zu den ersten Vorträgen im Audimax

Auffällig ist, dass die Helfer wieder einmal unglaublich hilfsbereit und freundlich sind, die beiden Moderatorinnen schon am frühen Samstagmorgen mit sehr viel positiver Energie in den Tag geleiten – und das trotz deutlich reduziertem Publikum gegenüber der Vor-Corona-Zeit. Ich würde tippen, gegenüber 2019 ist die Hälfte der Menschen nicht erschienen …

Krisen bringen Veränderungen mit sich – oder bedürfen Veränderungen. Wie schwer es uns Menschen schon im Kleinen fällt, diese zu akzeptieren, verdeutlicht der Workshop „Wie fängt Veränderung an?“ Kursleiterin Sabine Heckmann von der Freien Universität Berlin gibt auf diese Frage mit vier Flipcharts die Antwort: beim Individuum, beim Verhalten, in Kultur & Beziehungen und in Strukturen & Systemen.

Die vier Flipcharts zum Workshop

Die vier Flipcharts zum Workshop „Wie fängt Veränderung an?“

Wenige Schritte von der Veränderung entfernt

Es folgt ein spannendes Experiment. Denn die Teilnehmer sollen sich hinter den Quadraten stellen – also hinter eines der vier Flipcharts – den sie am besten vertreten können und anschließend die Personen, die den anderen drei Quadranten zugehörig sind, davon überzeugen, zu ihnen herüberzutreten und sich ihnen anzuschließen. Reihum trägt jeder seine Argumente mit Verve vor, es wird kontrovers diskutiert.

Einer der Workshop-Teilnehmer trägt sein Argument vor

Einer der Workshop-Teilnehmer trägt sein Argument vor

Und das Ende vom Lied? Zwar stellen zwei Teilnehmerinnen für sich fest, dass sie doch besser in einem anderen Quadranten aufgehoben sind. Doch bleiben sie stehen – den Schritt hinüber gehen sie nicht. So hat sich keiner wirklich verändert. Es zeigt sich genau hier in der Praxis, was Neurowissenschaftlerin Prof. Dr. Maren Urner (Neuestes Buch: „Raus aus der ewigen Dauerkrise“) zuvor in ihrer Keynote propagiert: „Wir müssen wegkommen vom Lagerdenken!“ Stattdessen hat man sich eingeigelt und Barrieren aufgebaut – und das, obwohl vieles miteinander zusammenhängt, es Schnittstellen gibt und am Ende sogar auch die Argumente vollends überzeugt haben.

Prof. Günter Faltin in seiner Rede beim Online-Summit

Prof. Günter Faltin in seiner Rede beim Online-Summit

Online und vor Ort: Summit zweigeteilt

Der Summit in diesem Jahr ist zweigeteilt: Anfang Oktober findet in der zweiten Tageshälfte ein Online-Part statt mit einleitenden Worten von Prof. Günter Faltin, Vorträgen und Yoga-Sessions. Am vorletzten Oktober-Wochenende folgt der Vor-Ort-Part, auch mit der Möglichkeit, zu netzwerken. Was bleibt von alldem? Es sind aufwühlende Zeiten, die dringend Veränderungen bedürfen. Tja, und, um noch einmal Maren Urner zu zitieren: „Es beginnt alles in unserem Kopf.“